Twitter gehackt und warum es gestern keinen “Bitcoin Scam” gab

Gestern Abend, gegen 21:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit, passierte etwas, das viele wohl für unmöglich hielten. Die Twitter Accounts von Krypto-Börsen wie Coinbase, Binance oder Kucoin, sowie vieler bekannter Persönlichkeiten wie Elon Musk oder Jeff Bezos wurden alle gleichzeitig gehackt. Bis das Twitter Team reagierte, verging nach Meinung der Community deutlich zu viel Zeit.

Hacker missbrauchte Twitter-Accounts für gefälschtes Giveaway

Plötzlich brach auf Twitter das Chaos aus. Wir schreiben Mittwoch, den 15. Juli 2020, und die Twitter-Welt steht für kurze Zeit auf dem Kopf. Denn ein bisher unbekannter Hacker konnte sich Zugriff auf Twitter-Accounts verschaffen. Das skurrile: Nicht nur ein, zwei oder zehn Accounts wurden gehackt. Es schien, als hätte der Angreifer Zugriff auf alle Twitter Accounts, auf die er will.

Während der erste Post von einem privaten Account getätigt wurde, erlangte der Scam offiziell große Aufmerksamkeit durch den Post des offiziellen Binance Accounts. Darin gibt die Börse eine Partnerschaft mit "CryptoForHealth" bekannt und verschenkt insgesamt 5.000 Bitcoin (BTC). Wer dem Link folgt, gelangt auf eine eigens eingerichtete Webseite, die den Vorgang erklärt. Wer einen bestimmten Betrag an Bitcoins an die BTC Adresse sendet, erhält als Dankeschön den doppelten Betrag zurück.

Personen, die sich schon länger am Kryptomarkt aufhalten, kennen dieses falsche Spiel bereits und nehmen Abstand davon. Doch leider wurden nicht nur die Twitter Accounts von Krypto-Börse und Influencern missbraucht. Auch die Accounts von Elon Musk, Joe Bide, Jeff Bezos und Bill Gates, zu deren Followern viele Menschen zählen, die von Kryptowährungen keine Ahnung haben dürften, wurden gehackt.

Dadurch, dass diese Menschen mit der Betrugsmethode nicht vertraut sind, konnte der Hacker leider mehrere Bitcoins ergattern. Berichten zufolge konnte er mehr als $100,000 USD erbeuten. Was erstmals viel klingt, ist bei der kurzzeitig vorhandenen Kontrolle aller großen Twitter-Accounts allerdings ein "enttäuschendes" Ergebnis.

Bis das Twitter Team reagierte, verging für alle, welche die Attacke seit gefühlten Stunden mitverfolgten, viel Zeit. Ziemlich gelassen schrieb das Twitter Support Team:

Wie der zeitgleiche Zugriff auf all diese großen Twitter-Accounts passieren konnte, bleibt bisher unklar. Vermutet wird, dass sich der Hacker Zugriff auf interne Accounts von Twitter Mitarbeitern verschaffte und so die Berechtigung erhielt, über die Accounts seinen Scam zu verbreiten. Eine offizielle Mitteilung von Twitter dürfte aber in Anbetracht des Ausmaßes noch folgen.

Warum der Vorfall kein Bitcoin-Scam war

In den Schlagzeilen liest man am heutigen Donnerstag weltweit von einem Bitcoin-Scam, auch in deutschen Medien. Der Begriff Bitcoin-Scam führt allerdings dazu, zu glauben, die Kryptowährung wäre schuld daran, dass diese Betrugsethode möglich ist. Dass der Betrug auf Bitcoin basiert. Oder das Bitcoin hinter diesem Angriff steckt, was für jeden, der sich auch nur Ansatzweise mit Kryptowährungen beschäftigt hat, natürlich Schwachsinn ist.

Natürlich könnte dem Hacker die pseduo-anonymität von Bitcoin helfen, das Kapital zu verwenden, ohne gefunden zu werden. Die Schuld des Betruges bei Bitcoin zu suchen, ist unserer Meinung nach allerdings falsch. Große Börsen haben bereits angekündigt, die Adresse des Hackers zu markieren und zu verfolgen, um damit eine Auszahlung zu verhindern.

Quelle: google.de

Trotz steigender Bekanntheit von Bitcoin kann nicht jeder etwas mit dem Begriff anfangen. Die unbegründete Bezeichnung als Bitcoin-Scam rückt das digitale Asset für alle, die zum ersten Mal davon hören, in ein schlechtes Licht. Diese werden zukünftig Bitcoin mit Betrug verbinden und die Finger davon lassen. Bei den gängigen Betrugsmethoden, die es seit Beginn des Internets gibt, würde wohl niemand auf die Idee kommen, diese als "Euro-Betrug", "Fiat-Betrug" oder "Dollar-Betrug" zu betiteln.

Nach all der Aufregung um die Bezeichnung des Angriffs und den Hacker darf nicht vergessen werden, dass Twitter im Fokus dieses Vorfalls stehen sollte. Auch wenn unklar ist, wie es dazu kam, ist alleinig das in San Francisco beheimatete Unternehmen für die Sicherheit der Plattform und damit der User verantwortlich.

Dass es am Kryptomarkt viele Betrüger gibt, welche die Unwissenheit von Investoren nutzen, um sich ihre Taschen zu füllen, ist alleridings leider kein Geheimnis. Wie Untersuchungen zeigen, könnte 2020 sogar ein Rekordjahr werden, was die Höhe an erbeutetem Geld betrifft:

Rekordjahr 2020? Crypto-Hacker und Betrüger erbeuten monatlich $260 Mio. USD

 

Markus von Kryptokumpel.de
Bildnachweis: pixabay.com | CC0